Das Spielen auf unserer Golfanlage ist in dieser Woche mit Einschränkungen verbunden. Das fünfköpfige Team um Head-Greenkeeper Ingo Schacky legt in der Pflegewoche den Grundstein dafür, dass die Grüns, Abschläge und Fairways auch in der zweiten Saisonhälfte top in Form bleiben. Was genau passiert und warum:
Eine schwere Aerifizier-Maschine rattert geräuschvoll über das Grün an Loch 15. Kleine, lange Stacheln bohren sich in den Boden, werfen zylinderförmige Erd- und Grasklümpchen auf die Fläche und hinterlassen ein enges Raster an Löchern. „1000 Löcher pro Quadratmeter“, präzisiert Ingo Schacky, nimmt einen dieser kleinen Erd- und Grasklümpchen auf die Handfläche und zerreibt ihn, „Das ist eine Mischung aus hochwertigem Boden und totem Gras. Den Boden werden wir wieder einfegen, das abgestorbene Gras wird entfernt und macht somit Platz für die Nachsaat, das junge Gras kann sich dann entfalten.“
2 Prozent des Platzes benötigen 20 Prozent der Arbeitszeit
Schacky ist ganz in seinem Element, wenn es um die Königsdiziplin des Greenkeepings geht, die Pflege der Grüns. Unser Headgreenkeeper benötigt nur wenige Sätze, um klarzustellen, dass sein Handwerk nur beiläufig mit Rasenmähen zu tun hat. „Das ist das notwendige Übel“, sagt er, „die Hauptaufgabe eines Greenkeepers ist es, dafür zu sorgen, dass Rasen überhaupt richtig wachsen kann.“ Die Arbeiten an den Grüns binden ein Fünftel der Arbeitszeit des Greenkeeper-Teams, obwohl ihre Fläche (1,5 Hektar) nur einen Bruchteil der kompletten Anlage (65 Hektar) ausmacht.
Die Liste an Parametern, die beim Aufbau und bei der Pflege von Rasenflächen zu berücksichtigen sind, ist lang. Damit der Rasen stark und widerstandsfähig wird, muss er ein tiefes Wurzelwerk entwickeln. Nötig ist dafür ein ausgewogener Nährstoff- und
Wasserhaushalt. Zu wenig Wasser oder Nährstoff ist dabei genauso schädlich wie zu viel. Ein wackeliger Drahtseilakt, der auf jeder Spielbahn unserer Anlage neu aufgeführt werden muss. Denn die Voraussetzungen sind überall anders. Die Bodenbeschaffenheit, die Vegetation, Licht und Schatten, Windverhältnisse. All das ändert sich beim Gang über die Anlage fortlaufend.
"Unser Know how entwickelt sich über die Jahre wie das Handicap eines Golfspielers. Wir müssen am Ball bleiben, wenn wir uns verbessern wollen." Ingo Schacky, Headgreenkeeper
„Wir betrachten jedes Grün für sich“, sagt Schacky und präzisiert mit Blick auf das Grün der Spielbahn 15: „Allein auf dieser Fläche haben wir viele und ganz unterschiedliche Bereiche, die wir individuell betrachten müssen. Der Teil dahinten bekommt am wenigsten Licht und an einer anderen Stelle haben wir Gefälle oder viel Lichteinfall.“
Schacky hat den Platz in den vergangenen vier Jahren kennengelernt, er hat beobachtet, sich Notizen gemacht und einen Erfahrungsschatz angehäuft, der von Jahr zu Jahr wertvoller wird. Alle Beobachtungen fließen in die tägliche Arbeit ein. Schacky und sein Team haben den Platz im Griff, auch wenn unser Headgreenkeeper sagt: „Ich kenne den Platz immer noch nicht komplett, unser Know how entwickelt sich über die Jahre wie das Handicap eines Golfspielers. Wenn wir uns verbessern wollen, müssen wir immer am Ball bleiben.“
Ganz genau hinschauen, um das Beste für den Platz zu ermöglichen
Ganz genau hinschauen, das gehört zu den großen Stärken guter Greenkeeper. Schacky, der bei der Bodenanlayse nicht selten auch zum Mikroskop greift, zupft ein paar Grashalme aus dem Boden und erklärt: „Wir konnten in den letzten Tagen wegen eines Rohrbruchs nicht richtig Wässern. Der Rasen reagiert sofort, er rollt sich ein, verringert seine Oberfläche, um sich gegen Hitze und Austrocknung zu wehren. Wir müssen diese Vorboten erkennen, um rechtzeitig reagieren zu können.“
Dabei ist Trockenheit nicht die einzige Gefahr. Dort, wo zu viel Wasser liegen bleibt, entwickeln sich Pilze oder andere Schädlinge, die dem Rasen auf dem Leib rücken. Die Grüns werden deshalb in dieser Pflegewoche nicht nur aerifiziert, sondern auch gesandet. Der Sand im Boden lässt Wasser besser in die Erdschichten vordringen, die für das Rasenwachstum wichtig sind.
Erstmals nutzen Schacky und Co. In diesem Jahr auch einen so genannten Wetting Agent. Ein flüssiges Tensid, das die Spannung aus dem Wasser nimmt, es kann so besser in den Boden eindringen, die für das Rasenwachstum so wichtige Kapillarwirkung wird verbessert. „Lapidar gesagt wirkt der Wetting Agent wie Seife“, veranschaulicht Schacky, „Wir haben in ein komplettes Programm investiert, das allein in diesem Jahr drei Anwendungen beinhaltet. Die ersten Beobachtungen, die wir machen, stimmen uns sehr positiv, es funktioniert“, sagt Schacky.
Wasser ist eine endliche Ressource auf unserer Anlage. Die Greenkeeper müssen sparsam und nachhaltig damit umgehen. Auf gut Glück werden Abschläge, Fairways und Grüns nicht gewässert. Ein Computer-Programm ermöglicht einen ausgeklügelten Bewässerungsplan. Schacky macht mit Blick auf die Wassersituation drei Kreuze. Im vergangenen Jahr konnte trotz langer Trockenphase wegen einer defekten Pumpe nämlich nicht ausreichend gewässert werden. Das ist jetzt anders. „Vor dem Pumpenaustausch hatten wir nur eine Fördermenge von 800 Litern pro Minute, jetzt sind es wieder 1500“, veranschaulicht Schacky.
Bis zu 600.000 Liter Wasser fallen täglich auf den Boden
In den sonnenreichen Monaten kann die Bewässerungsanlage 16 Stunden am Tag laufen und bringt in dieser Zeit zwischen 400 und 600 Kubikmetern Wasser auf den Boden. Die Fairways werden bei Bedarf tagsüber 20 Minuten lang bewässert. „Das entspricht dann einem Niederschlag von 5 Millimetern pro Quadratmeter, das ermöglicht es uns, den Rasen auch in heißen Phasen gesund zu halten“, so Schacky. Abschläge und Grüns werden in der Nacht gewässert, auch das hat einen Grund: „Wir haben hier viele Spieler, die schon in den frühen Morgenstunden auf dem Platz unterwegs sind. Die wollen keine unliebsamen Überraschungen erleben, wenn irgendwo die Sprenger angehen.“
In den fünf Tagen der Pflegewoche stehen aber nicht nur die Grüns auf dem Arbeitsplan. Erstmals in der Schwarzen Heide werden auch die Vorgrüns aerifiziert. Die Maschine wird zusätzlich auf den Abschlägen laufen. „Die sind in der letzten Zeit durch das Bespielen buckelig geworden, da muss der Druck raus“, erklärt Schacky.
Unser Headgreenkeeper wirbt bei allen Mitgliedern für Verständnis, die Arbeiten in der Pflegewoche seien enorm wichtig. Schacky bemerkt in diesem Zusammenhang: „Wenn dein Arzt zu dir sagt, du sollst dieses oder jenes tun, um deine Gesundheit zu schützen, dann meckerst du ja auch nicht, sondern du vertraust seinem Urteil und seiner Expertise. Für unsere Maßnahmen gibt es immer triftige Gründe. Wir sperren kein Grün, um jemanden zu ärgern. Für uns Greenkeeper gibt es nichts Schöneres, als Golferinnen und Golfer, die mit einem Lachen von der Runde kommen, weil sie das Spiel auf unserem Platz genossen haben. Wir nutzen das knappe Zeitfenster der Pflegewoche intensiv und achten darauf, das Spiel auf der Anlage möglichst wenig zu beeinträchtigen.“
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