Unser Trainerteam hat ein neues Mitglied: Die gebürtige Engländerin und ehemalige Tourspielerin Anna Scott bezieht schon in Kürze ihre neue Arbeitsstätte rund um die Driving Range. Wie die 36-Jährige zum Golfsport kam, was sie sich von der Arbeit in unserem Club verspricht und was sie mit Mr. Bean gemeinsam hat:
Genau genommen war es ein schmerzhaftes Missgeschick, das den Startschuss für eine bemerkenswerte Golf-Karriere gab. Beim Fußballspielen hatte sich die damals zwölfjährige Anna den Arm gebrochen. "Ich war schon immer etwas tollpatschig, aber auch sehr sportlich. Fußball, Schwimmen, ich habe viel ausprobiert", erinnert sie sich.
Anna Scott: "Anfangs dachte ich, Golf ist ein Alte-Leute-Sport"
Vom Golfen hielt Anna damals noch nichts ("Ich dachte das ist ein Alte-Leute-Sport"). Mit dem Gips am Arm war an große Sprünge aber nicht zu denken. Anna hakte sich eigentlich nur aus Langeweile bei ihrer Großmutter Lilian ein und spielte einen Nachmittag den Caddy für die passionierte Golferin.
An diesen Tag und den ersten Kontakt mit dem Golfsport erinnert sich die heute 36-Jährige noch gut: "Anfangs war das ziemlich öde und ich habe gequengelt. Wann sind wir fertig, wann sind wir endlich fertig?" Die Langeweile wich der Neugier, nachdem sie auf der Spielbahn 7 erstmals den Schläger in die Hände nehmen durfte. Zwar notgedrungen nur mit einem Arm, dafür aber mit unmittelbarer Begeisterung.
Als der Gips ging, kam der Sommer. "In diesen Ferien war ich jeden Tag zusammen mit meinem Bruder auf dem Golfplatz. Der war direkt in der Nachbarschaft, da konnten wir zu Fuß hinlaufen", sagt Anna. Der Golfsport hatte das junge Mädchen gepackt.
Ihr Talent blieb nicht lange verborgen. Anna war schon im ersten Jahr einstellig, spielte ihr Handicap von 45 auf 7 herunter. Mit 16 Jahren wurde sie erstmals für die Auswahlmannschaft Nordenglands berufen. "Ich habe meine ersten größeren Turniere gespielt", so Anna. Sie gewann unter anderem die U-16 Great Britain and Ireland Championship und stellte als 18-Jährige mit 69 Schlägen (-3) einen neuen Platzrekord in ihrem Heimatclub in Consett auf. Mit 19 war Scott auf dem wohl berühmtesten Platz der. Welt erfolgreich: Sie gewann die St. Andrews Junior Open.
Scott lernt mit den Besten in den USA
In Anna wuchs aber nicht nur der Wunsch, sich im Golfspiel zu verbessern, sondern auch der Wille, die Grenzen der Kleinstadt im Nordosten Englands zu sprengen. Mit einem Golfstipendium an der Georgia State University in Atlanta ließ sich beides perfekt miteinander verbinden.
Der Sprung über den großen Teich bedeutete für Anna auch sportlich den Sprung auf ein ganz anderes Level. Gleich im ersten Jahr wurde sie an der Georgia State als Newcomer-of-the-Year gefeiert, stellte mit einer 69 einen neuen Schul-Rekord auf. Im zweiten Jahr war sie trotz einer Ellbogen-Verletzung zweitstärkste Spielerin ihres Teams, sammelte zahlreiche Auszeichnungen und gewann mit Englands Auswahlmannschaft Bronze bei den U21-Europameisterschaften in den Niederlanden.
Funfact 1: Beste Freundin von Anna ist seit College-Zeiten Sandra Maier, die unter unserem PGA-Pro und Bundestrainer Michael Terwort für die deutsche Nationalmannschaft spielte. Meier war es auch, die Anna später nach Deutschland lockte.
Nach dem College ging Anna in den USA zur LPGA-Qualifying-School. Als sie um das Tourticket kämpfte, spielte unsere Caro Masson in der Spielgruppe direkt vor ihr. Caro schaffte den Sprung zur Major Tour, Anna fehlten zwei Plätze zum Cut. Sie kämpfte in den kommenden zweieinhalb Jahren bei der Symetra Tour (heute: Epson Tour) um Erfolge und die Chance auf ein LPGA-Ticket. "Das war eine intensive Zeit", erinnert sich Anna.
Eine langwierige Verletzung, der Reisestress und die hohen Kosten waren dafür verantwortlich, dass sich Anna nach fast drei Jahren vorübergehend aus dem Tour-Golf verabschiedete. "Das war nicht leicht. Ich bin ehrgeizig, aufzugeben kommt für mich eigentlich nicht infrage", sagt sie.
Zurück in England fiel ihr schnell die Decke auf den Kopf: "Nach sieben Jahren in den USA war das ein ziemlicher Schock, ich wollte dort nicht bleiben." Anna packte wieder die Koffer und besuchte ihre Freundin Sandra Maier in Stuttgart. Wenig später gewann sie das Ticket zur Teilnahme an der Ladies European Tour. Für die Turniere dieser Serie reiste Anna, die seit mittlerweile zehn Jahren in Deutschland lebt, um die halbe Welt.
Marketingjob kann die Golfleidenschaft nicht ausstechen
Doch Anna fehlte nach einer erneuten Verletzung zunehmend die Unbeschwertheit der ersten Karriere-Jahre: "Das Hin und Her zwischen Physiotherapie, dem Training und den vielen Reisen, dazu noch der hohe finanzielle Aufwand: Irgendwann hat es einfach keinen Spaß mehr gemacht. Ich war gut, aber unter dem Druck hat es nicht mehr funktioniert."
Funfact 2: Der berühmteste Sohn von Annas Heimatstadt Consett in der Grafschaft Durham ist Komiker und Schauspieler Rowan Atkinson (Mr. Bean), der dort am 6. Januar 1955 das Licht der Welt erblickte. Aus der 20.000-Seelen-Kleinstadt stammt auch Fifa-Schiedsrichter Mark Clattenburg.
Anna hatte mit dem Golfen abgeschlossen, als die studierte Journalistin in Borken einen Job im Marketing annahm. Nur, um innerhalb weniger Monate festzustellen, dass es ohne Golf doch nicht geht. "Das Arbeiten nach der Stempeluhr ist nicht mein Ding. Das war wie Gefängnis für mich", sagt Anna rückblickend und lacht.
Anna begann ihre Ausbildung zum Teaching Professional, legte in England die Prüfungen ab und arbeitete seit 2018 als PGA-Pro für den GC Weselerwald. Mit dem Wechsel zu unserem Verein verbindet Anna vor allem den Wunsch, ganz viel Spaß zu haben: "Ich freue mich auf alle, die mit mir trainieren wollen und möchte auch selbst wieder regelmäßiger spielen. Das Golfspiel kam in den letzten Jahren viel zu kurz", sagt die Mutter zweier junger Kinder.
Info: Wer sich für eine Trainerstunde mit Anna Scott interessiert, kann Kontakt zu unserem Sekretariat aufnehmen. Online-Buchungen sind noch nicht möglich.
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